Jena und die italienische Rechtschreibung, grafisch und gräflich

Was hat Napoleons Sieg über die Preußen – am 14. Oktober 1806 war das – mit uns zu tun? Oder die Optik, die in der Saalestadt gemacht wird? Gewiß nichts. »Jena« ist uns in einem italienischen Text aufgefallen. Erzürnt sagt da eine Cinzia über eine Widersacherin: «Quella è una jena!» Wie bitte? Weil dergleichen auf Speisekarten nicht vorkommt, sei das Rätsel gelöst: »Die ist eine Hyäne!« war gesagt worden.
   Die Italiener schreiben eben, wie sie’s sprechen, von filosofia über foto bis zur jena. (Ausnahme ist das nie gesprochene h, das bloß ein »Härtegeber« ist und ver-h-indert, daß weich gesprochen wird. Es macht Ghia zu »G-ia« statt »Dschia«, was Gia geschrieben würde.)
   Wir Deutsche tun uns schwer, einfach zu schreiben, besonders, wenn’s um Altehrwürdiges geht. Philosophie ist tabu, Theater auch. Seit der Rechtschreibreform 1901 schreibt man zwar Tür statt Thür oder Thüre, doch der Thron bleibt Thron. Inzwischen intonieren wir bei Staatsakten immer noch unbewußt »Gott erhalte Franz den Kaiser, unsern lieben Kaiser Franz«, aber das ist eine andere Geschichte, die außerdem immer im falschen Land spielt. Jedenfalls gibt’s keinen Thron mehr. Dennoch wagte auch die neueste Reform nicht »Tron« zu schreiben (natürlich trono im Italienischen) – wieder hatte es Proteste gegeben. Dafür dürfen nach der neuen Reform
Spaghetti »Spagetti« geschrieben werden (siehe www.Duden.De, Wortliste), nicht als ausländerfeindliche Maßnahme gegen Italiener, die da Spadschetti lesen (klingt nicht gerade al dente, oder?), sondern wegen der deutschen Schülerinnen und Schüler, die mal Spahgetti, mal Spagehti und gelegentlich Spagetieh geschrieben haben, angeblich.

Praktisches P.S. In Computertexten geht’s h-technisch höchstens um »graphisch« oder »grafisch«. Sie dürfen Grafisches ruhig mit f schreiben, niemand wird ein geografisches Informationssystem mit einem gräflichen Fischweiher assoziieren.

Quella e' una iena

Aus einem der berühmten italienischen Fotoromane: «Quella da evitare» von Max de Nigro, Lancio Feeling, 17. September 1992, Seite 10. Im Bild Sonia de Gaudenz als Cinzia und Paolo Pasqualini als Marcello. Dazu: «Le rotative in quadricromia degli stabilimenti nella zona industriale di Salerno stampano le edizioni Lancio dei fotoromanzi che si leggono in tutti gli angoli dello stivale. La tiratura è di rilievo: oltre un milione di copie al mese.» – Aus http://www.xcom.it/9CIFRE/FEB1996/030296.html (Link verblichen).

Auf Fotoromane bin ich durch einen Artikel von Phipipp Hössli in der Neuen Zürcher Zeitung vom Samstag, den 8. Dezember 1979 gekommen, «So viele Schatten am Ufer des Flusses ... Die italienischen Fotoromanzi: Wegwerfgeschichten als Lebenshilfe». Ich habe ihn noch und gebe ihn hier als journalistisches Zitat nur der Historie halber in minderer Qualität wieder (PDF-Datei, 750 kByte).

Mehr über Fotoromane auf http://topilio.interfree.it
Für Fotoromanliebhaber der Tipp Duzen
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