»Nationale« Orte oder »das italienische Brixen«

Ortschaften, Flüsse, Gegenden liegen in Ländern, und Länder sind oft, aber nicht immer, Nationen. Doch das soll kein historisches Traktat werden, sondern ein praktischer Sprachtipp und eine Warnung zugleich.
   Will man einen Ort näher bestimmen und in ein Land einordnen, dann bietet sich die etwas umständliche aber korrekte Konstruktion an: Ort in Land. Rom in Italien,
Brixen in Südtirol, Brixen in Italien (denn Südtirol gehört zu Italien). Auch Käse aus Frankreich und Mozartkugeln aus Österreich sind gut zu haben.
   Will man das kürzer sagen, so schreibt man: österreichische
Mozartkugeln, französischer Käse, das italienische Rom und – hoppla! – das italienische Brixen. Diese knappe Konstruktion ist oft häßlich und strenggenommen meist falsch, denn Käse kann nicht wie ein Buch »französisch« sein, und das deutsche Bayern, wie klingt das? Gradso, als gäbe es anderswo noch ein Bayern! Dennoch sei diese Form gestattet, wenn kurz und knapp klar wird, dass man etwa das schweizer Freiburg (Fribourg) meint und nicht Freiburg im Breisgau. Sprache ist keine Mathematik. Es kommt darauf an, dass man richtig verstanden wird.
   Gelegentlich ist diese Konstruktion aber nachgerade falsch und zeugt von peinlichem Unverständnis, etwa beim
italienischen Brixen! Brixen ist eine deutschsprachige Stadt in Italien, das wohl, doch kein italienisches Brixen. Bei Bozen mag das schon wieder anders sein. Wer also nicht ganz sicher ist, dass Landesbezeichnung und Volkszugehörigkeit oder Ethnie übereinstimmen, sollte sicherheitshalber auf diese verkürzte Konstruktion verzichten!
   Dann gibt es keinen italienischen Stilfser – gemeint war Käse aus
Stilfs (it. Stelvio) im Vintschgau, einer durchaus deutschen Gegend Südtirols. Ja, und dann gibt es keinen Ärger mit uns Tirolern!

Usine d' Iena

 

Wie schreiben wohl die Franzosen die Stadt Jena? Natürlich Iéna.
Aus Hergé, Les Aventure de Tintin, Objectif Lune, p. 53.
Da sagt Wolff: « Un télégramme des usines d’ Iéna: les instruments d’ optique arriveront lundi matin ... » und Baxter antwortet zufrieden: « Ah! parfait! ... C’est, en effet, une excellente nouvelle ... »

Und was ist jena bei Italienern?
Hier gehts weiter ...

Dr. Winfried Breidbach schreibt im Sprachdienst 4/03 in Fußnote 2 auf Seite 138:
   In den deutschsprachigen Staaten wurden namensrechtliche Bestimmungne zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Kraft gesetzt, so wurde ein Wechsel des Familiennamens in Bayern im Jahre 1677 untersagt (vorher konnte man sich frei umbenennen! fj), in Österreich 1776, in Preußen 1794. Die Namensschreibung wurde in Deutschland erst im Jahre 1900 festgelegt, bis dahin konnte ein Familienname variabel notiert werden.

Siehe auch meinen Tipp zu Ortsnamen und eventuell den politisch inkorrekten ...
Tipp zur Reformschreibung
Meine Sprach- und andere Tipps
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