Austriazismen

Beim ersten »Kontrollor«, von dem in einer aus dem Englischen übersetzten Biographie die Rede war, hatte sich die Diagnose »Druckfehler« mit zweifelsfreier Sicherheit stellen lassen. Nach der Begegnung mit mehreren »Kontrolloren« geriet jedoch die Druckfehler-These ins Wanken. Wie dann gar erzählt wurde, daß jemand »einbekannt« habe, blitzte der Verdacht auf: Österreich! Nun gesellte sich zum Vergnügen der Lektüre die Fahndung nach weiteren Austriazismen, deren Indentifikation mit Hilfe des Duden-Wörterbuches der österreichischen Besonderheiten restlos gelang. So fand sich zu »Drohungen und Insulten« die Bemerkung, daß »insultieren« (schwer beleidigen) in Österreich keineswegs veraltet sei. Und »eingedrückte Parketten« ist richtig, weil der Singular »die Parkette« das Einzelbrett des Parkettfußbodens bezeichnet. Die Krönung dieser Schatzsuche auf den Spuren eines österreichischen Übersetzers aber war die »Gefinkeltheit« eines Staatsmannes. Schlauheit, Durchtriebenheit hätten wir dafür zu sagen, aber so einen angenehmen Beigeschmack nach Kompliment wie die Gefinkeltheit haben diese Wörter nicht. Besonderheiten haben halt ihren Reiz, österreichische erst recht.
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Soviel aus einer uralten Glosse der Frankfurter Allgemeinen Zeitung des Autors »Rs«, Hermann Ruelius. Schnell im
Duden-Taschenbuch »Wie sagt man in Österreich?« von Jakob Ebner nachgeschlagen (17,90 DM, 131 öS): gefinkelt: schlau, durchtrieben: ... fand der gefinkelte Geschäftsführer schnell einen Ausweg (Die Presse 10. 4. 1996).

Besonders schätze ich die Spompanadeln, Schabernack würde man nördlicher sagen, Sperenzchen, doch so ganz präzise wird das Wort wohl auch in Österreich nicht gebraucht, kommt es doch von italienisch »spampanare«, angeben, wie Heim.At weiß. Google bringt es nur elf Mal, während das unanständige »spomponare« gleich dreiunddreißig Mal da ist (am 8. 11. 2001).

Eine große Literaturauswahl zum Thema bietet Rudolf Muhr. Ein ganz kleines Online-Wörterbuch österreichischer Ausdrücke hat Markus Mühlbacher zusammengestellt. Hier eine Doktorabeit über Austriazismen.

Egon Friedell über die österreichische Seele
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