Horch, das Handy!

fj. Der eine schleppt das Teleobjektiv auf den Berg. Der andere hat trotz der nur schwer zu ahnenden alpinen Ausbreitungsbedingungen für den Mobilfunk sein Handy dabei. Damit es aber nicht peinlich im Rucksack klingele, steckt es in der Hosentasche, nur noch der Klip schaut heraus. Unlängst kleinlaute Rückkehr ins bäuerliche Basislager: Handy weg, Hosentasche leer, Schweigen im Walde. Schweigen im Walde? Erst einmal vom Tiroler Hof nach Deutschland durchgewählt und die eigene Mobilfunknummer angerufen, hartnäckig, trotz ungewohnter italienischer Ansage, daß momentan leider alle Leitungen in das gerufene Land belegt seien. Und da: es klingelt! Unser Kleines ist also noch eingebucht und schreit sich den Batteriestrom aus dem Lautsprecher. Vor der örtlichen Öffentlichkeit wird die Suchaktion mit den Kindern als abermaliges Pilzsammeln getarnt, 10000 Lire als Preis ausgesetzt, und aufi geht’s in den Wald, wo die Pfifferlinge wachsen. Die Freundin wird gebeten, immer mal wieder anzurufen, über Deutschland, beim in Südtirol verlorenen Handy; es kostet ja nichts, wenn keiner abhebt. Oben im Wald aber ist gerade da, wo die wenigen Schwammerl vormals gelb leuchtend standen, jetzt nichts mehr, hoffnungslos. Doch klingelt da nicht was? Still! Und schnell gelaufen: Im Unterholz am Fichtenzweig, wie hingehängt zu bestem Empfang, da ist es! Und schon kann der staunenden Anruferin verkündet werden: Man hat’s wieder, sein Handy. Total happy.

Diese Geschichte geht auf eine wahre Begebenheit am Siebenfahrerhof zurück, beim Wasserbecken unter der alten Seilbahnmittelstation. Die ersten drei Augustwochen sind wir immer in Südtirol. Die Glosse erschien folglich am Dienstag, den 20. August 1996, in »Technik und Motor« der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Meine Freundin ist inzwischen meine Frau. Und das Handy hab’ ich immer noch.

Fritz@Joern.De www.Joern.De ©Fritz Jörn und Frankfurter Allgemeine Zeitung 1996
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