Sprachgefühl: der Stil-Test

Dies ist ein Tip aus der Praxis.

Wir bemühten uns, »eine/n Journalisten/in« einzustellen. Und weil man es den Menschen nicht ansieht, ob sie Sprachgefühl haben, zeigten wir den Bewerbern unsere standardisiterten Referenzblätter und legten ihnen diesen Text vor, etwa so:

Bitte sehen Sie sich den folgenden Text aus einem unserer Referenzblätter an (»Berliner Senatsverwaltung«) und kommentieren Sie den Stil. Es geht hier um Software für das Berliner Wohnungsamt, »DiWo«, »digitalisiertes Wohnen«.

Die Systemanforderungen

Flexibilität und Sicherheit: Bei der Entwicklung der neuen Lösung mußten die Erfahrungen mit dem Alt-System berücksichtigt werden. Nur so konnte es gelingen, wichtige Features der alten Anwendung mit Hilfe moderner Technologien neu zu definieren. Zudem war ein hohes Maß an Flexibilität gefordert, um die Lösung entsprechend den Bedürfnissen einer Behörde konfigurieren und skalieren zu können. Im Vordergrund standen darüber hinaus eine hohe Benutzerfreundlichkeit und die nahtlose Integration in die bestehende Datenverarbeitungslandschaft. Da Wohngelddaten eine hochsensible Materie sind, hatten Datenschutz und Sicherheitsaspekte hohe Priorität.

Soweit der Text und soweit der Test.

Wie finden Sie den Stil? Unsere Bewerber reagierten darauf ganz unterschiedlich. Die meisten wollten mehr Information, etwa kurz nachrecherchieren. Das geht aber nicht – wir bekommen dererlei Texte meist ohne die Möglichkeit, nachzuhaken. Jüngere fanden den Text unverständlich, die Sätze zu lang, oder zu gleichmäßig, wußten nicht, was »skalieren« heißt. Reifere lasen den Text meist glatt herunter, fanden nichts auszusetzen. Wir hatten ja einen wirklichen Text genommen und ihn nur an ein, zwei Stellen »verschlimmbessert«.

Was meinen Sie? Würden Sie den Text passieren lassen? Die endgültige Version finden Sie hier auf der zweiten Seite (Pdf-Datei, 357 kByte).

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