Das Eigenschafts-Mit und Shakespeare

Was Menschen Übles tun, das überlebt sie,

das Gute wird mit ihnen oft begraben.

 

The evil that men do, lives after them.

The good is oft enterred with their bones,

so let it be with Caesar.

III Aufzug, 2. Szene [1610]

Shakespeare

 

Ja, hier wird wirklich noch etwas ins Grab dazugelegt. Wenn aber »mit dem 39jährigen Robert Harris in Kalifornien wieder ein Häftling hingerichtet wurde«, dann weiß man nicht, ob hier nicht gleich zwei zu Tode kamen. Dieses dumme »mit« ist schon oft angeprangert worden. Es eignet sich ja gut für solche Späße.

Da bin ich inzwischen milder geworden. Das »Charakterisierungs-Mit« hat sich eingebürgert. Denn es ist praktisch im Satzbau, vermeidet den Nebensatz: »In Kalifornien ist wieder ein Häftling, der 39jährige Robert Harris, hingerichtet worden.« Hier beim Häftling Harris finde ich den Nebensatz besser. Sonst aber sollte man das Charakerisierungs-Mit, finde ich, immer dort dulden, wo die Aussage eindeutig ist und mit ›mit‹ knapper und lesbarer wird.

Übrigens hilft oft ein ›in‹ für mit: »In ihm verlieren wir einen treuen Freund«. Ganz richtig ist dieses Bild allerdings auch nicht, denn der treue Freund geht ja nicht in seinem Inneren irgendwo verloren.

Rudolf Gerhardt mokiert sich in seinem »Lesebuch für Schreiber« (p87) über die attraktive Reiseunternehmerin, die »mit dem Industrieerben Christian K. einen der finanziell potentesten Junggesellen im Königreich Dänemark« heiratete. Sprache ist nicht Mathematik. Sonst müßten Sie mir jetzt ankreiden, daß Gerhardt sich eigentlich nicht über die Reiseunternehmerin mokiert, sondern über den Schreiber darüber, der eine »flotte Ehe zu dritt« erhoffen läßt, jedenfalls laut Gerhardt. Ich finde, die Sache ist klar, die Ehe in unseren Breiten monogam, und Verkürzung tut Sprache immer gut.

Stören Sie sich also nicht mehr immer am »Eigenschafts-Mit«.

Fritz@Joern.De - www.Joern.De - ©Fritz Jörn MIM

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