Von achtz bis zwanz und die Gesellschaft für deutsche Sprache

Im »Sprachdienst« der Gesellschaft für deutsche Sprache haben wir eine Glosse gefunden. Bevor wir Sie Ihnen zu lesen geben, geklaut, ein Wort für den unfreiwilligen Sponsor: In der Gesellschaft für deutsche Sprache (Telefon 0611-99955-0, Fax -30) Mitglied zu sein kostet für Einzelpersonen jährlich siebzig Mark, in den neuen Bundesländern sogar nur fünfzig. Studenten und Schüler zahlen fünfunddreißig Mark, Firmen hundertfünfzig. Ist das nicht »preiswert«! Und dafür bekommt man den »Sprachdienst«, der vieles zur Sprache und einmal im Jahr die Statistik über die beliebtesten Vornamen des Vorjahres bringt - zuletzt in ebendiesem Heft, aus dem wir die Sache mit den »Achtz« ziehen! Also erst anrufen, Mitglied werden, dann weiterlesen:

Von »achtz« bis »zwanz«

Im Wortschatz einer Sprache herrscht Bewegung, ein ständiges Kommen und Gehen. Neue Wörter kommen in Mode, halten sich mehr oder weniger lang, vielleicht auch sehr lang, oder sie kommen wieder außer Mode, verschwinden, teils für immer, teils erleben sie plötzlich einen neuen Frühling.

Das Kommen »neuer« Wörter geschieht oft auf sonderbare Weise, manchmal so geheimnisvoll, daß es nicht gleich auffällt. Kennen Sie schon die neuen deutschen Wörter achtz, dreiß, fünfz, neunz, sechz, siebz, vierz und zwanz? Offenbar handelt es sich dabei um eine Sonderform von Zahlwörtern, die nur dann auftritt, wenn die Zwei- bis Neunfachen der Zehner in Ziffern geschrieben werden.

Wer vergnüglich oder beruflich mit Lesen zu tun hat, wird immer wieder auf Schreibungen wie »die literarische Szene der 20iger und 30iger Jahre« stoßen. Wie soll man diese Zahlwörter wohl sprechen – zwanzigiger und dreißigiger? Wohl kaum! Aber wenn man die Ziffern als zwanz und dreiß spricht, dann paßt es, dann muß man eben -iger anhängen. Oder andersrum: Wenn man -iger anhängt, so müssen vierz, fünfz usw. vorangehen! Wer aber diese »neuen« Wörter nicht mag, der kann sie sehr rasch wieder außer Mode bringen, wenn er schlicht und einfach »20er und 30er Jahre« schreibt.

Hermann Möcker, Wien
Aus »Der Sprachdienst« 3/98 p 114

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