Der Photograph Wolfgang Volz und das Wesentliche

Wolfgang Volz lernte ich in Mailand kennen. Er ist studierter Photograph, seit 1988 unterwegs mit seiner Frau Sylvia. Von Düsseldorf aus reisen die beiden in einem Toyota-Geländewagen voller Gerätschaften durch Europa. Oder sie leben mit einer von ChristosVerhüllungen projektlang am Ort des Geschehens, in Berlin beim Reichstag, in Japan bei Reisbauern, in Florida im Motel. Volz ist Christos Hofphotograph, im Himmel und zur Erde, abgeseilt und handy-verbunden, dazu Christos Organisator, gelegentlicher Mit-Geschäftsführer und stets der Mann für alles. Für Daimler-Benz photographierte er Jahresberichte, obwohl das dort keine "Photo Credits", keine gedruckte Anerkennung fand.

Volz, an der Essener Folkwang-Schule ausgebildter Diplomphotograph, gerade fünfzig, ist unauffällig, mit 1,64 eher klein. Er redet wenig. Mit seiner gelben Vieltaschenweste sieht er bei der Arbeit aus wie andere Bildermacher auch. Also habe ich ihn gefragt, was denn seine Kunst ausmacht?

Zur Hälfte Menschenkenntnis, zur Hälfte ein rascher Blick fürs Wesentliche, hat er gesagt.

Volz' Bilder kann ich hier nicht zeigen, die Stimmungsbilder aus Großstädten, die Wüstenblicke, seine brillanten Technikaufnahmen, den verhüllten Reichstag - oder doch, ausnahmsweise:

©Wolfgang Volz

- und all die inzwischen anonymen Auftragsarbeiten. Über sein ›Alleinstellungsmerkmal‹ läßt sich allerdings weiter nachdenken:

Die Hälfte ist Menschenkenntnis. Schon, weil man meist stört. Man stört gerade in dem Moment, in dem der Beteiligte andere Sorgen hat, als etwas abbilden zu lassen. Mit Menschen muß man auskommen, sie bewegen können, ohne sie aber in ihrer ›Bewegung‹, ihrer Emotion zu stören. Will man, daß sie tun, was man will, so sollen sie's dabei möglichst auch noch gerne tun, entspannt, lächelnd vielleicht. Man muß Freund sein.

Die andere Hälfte, das ist: schnell das Wesentliche erkennen. Was ist dran an einem technischen Vorgang? Was typisch für Atmosphäre, Stimmung, Aussage? Und was läßt man besser weg, was lenkt ab, stört, ist bloße Arabeske, Verzierung, interessant aber nebensächlich? Schnell Wesentliches zu erfassen ist Effizienz, Effizienz nicht nur für die eigene Arbeit, sondern auch für all die anderen, die sich nachher mit der Sache beschäftigen. Qualität vom ersten Augenblick an erspart Tonnen von Nacharbeit.

Und was lehrt uns das? Nicht nur für Bilder gilt: Mit den Leuten auskommen, echtes Interesse haben, und dann rasch zur Sache.

Fritz@Joern.De - www.Joern.De - ©Fritz Jörn MIM

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