Virtuell

 »Nicht wirklich«

Wirklich nicht? Nicht wirklich? Man muss wirklich nicht jede Floskel nachplappern. Besonders Floskeln, die kein Bild ergeben, die meide man – »wie die Pest«.
 Wie dir Pest kann man was meiden, ja, sich fernhalten. Aber ... »nicht wirklich«? Diese Modefloskel, so etwa aus dem Jahr 5, sagt doch wirklich nichts, ist nichts als vielleicht ein betontes Nicht. Wörtlich wäre »nicht wirklich« wohl virtuell, wär zum Schein, scheinbar. Gemeint ist aber meist doch, wirklich, real, aber halt nicht dauerhaft, nicht fest, nicht sicher. Dann sage man dies!
 »Er hat seine Frau nicht wirklich betrogen« – ja was denn? Da hat ers vermutlich, bloß, dass wirs so ernst nicht nehmen.
 »Die Frage scheint nicht wirklich gelöst« – noch dümmer, denn Fragen löst einer nicht, er mag sie beantworten oder nicht (können). Eine Frage löst sich nicht auf in nichts, in Luft, in der Antwort wie Aspirin im Wasserglas.
 Sehen Sie: Das Bild müssen Sie sich ansehen! Das sprachliche Bild vor Augen, werden der Satz, der Text besser, anschaulicher. Also: Stimmt das Bild? Gibts das?
 Und da gibt es ein »nicht wirklich« wirklich nicht. Nicht wirksam – ja, das ist eine Red’. Aber »nicht wirklich« lasse man schnell wieder in der Kiste schlecht sitzender Modefummel vermotten.

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 Datiert 11. 2. 6 morgens bei nachtschlafender Familie

[Das war mal zur Abwechslung wieder ein Sprachtipp, nach so vielen technischen. Gewidmet sei er in Ehrfurcht Heiner Feldhoff, der mir seine »Kürzestgeschichtensammlung«
»Kafkas Hund« geschickt hat, von ihm als Dank für eine kleine Friedrichstraßenrecherche, von mir zum Dank, dass man seine Ministorys als Maxiaperçus nicht einfach so hintereinanderweglesen kann.]

[Nachdem sich meine Leser über das veraltete Auftreten meiner Seiten – immerhin stammt es aus dem vorigen Jahrhundert, von 1996 – beklagt haben, blaue Schrift, i, und kein gefälliger Hintergrund, viel zu lange Zeilen (wenn man nicht auf große Schrift stellt), und nachdem, endlich, ich das eingesehen habe, hier der Versuch einer Klärung. Der letzte Tipp, die
Rasselbande, hat mir auch nicht so gut gefallen. Auf Style-Sheets und sonstige Lesevorgaben will ich aber – stur – nicht kommen. Wems zu breit läuft, der kann ja seinen Browser kleinziehen, da gibts oben rechts immer zwei Schachterl (aber ich verfalle schon wieder in Technik ...). Dies ist Courier fett auf F0F0F0-Hintergrund – oder gefällt’s fein besser?. – Erbitte Kommentare, also.]