Ein Tipp für Controller, Buchhalter und die darüber schreiben:

US-GAAP- und andere Begriffe

Seit deutsche Unternehmen dazu übergegangen sind, ihre Bilanzen zwar dem Finanzamt in herkömmlicher Art und Weise vorzulegen, ihren Anteilseignern (Aktionären) im Besonderen und der staunenden Finanzwelt im Allgemeinen aber nach amerikanischem Muster GAAP-getreue Annual Results zu präsentieren, versteht unsereins die Welt nicht mehr, und kehrt dem Return on Irgendwas den Rücken. Shareholder Value ist das Schlagwort, wenn der Return ausbleibt. Und wenn dann trotzdem wie jetzt die Aktien fallen, heißt es denn auch für den Value Valet.
   Konkret will ich hier geplagten Presseleuten eine Übersetzungshilfe für amerikanische Bilanzbegriffe geben. Das erfolgt, bitteschön, ohne Anspruch auf Korrektheit! Wie immer kommt es mir in erster Linie darauf an, dass der Leser das Richtige versteht, und nicht, dass der Begriff unter allen juristischen Bedingungen sein Wasser halten kann. Mit den unverständlichen, aber völlig korrekten Ausdrücken kann Schindluder genug getrieben werden, wie ein (leider im Netz nicht mehr kostenlos verfügbarer)
Spiegel-Artikel ironisch aufzeigte.
   Jedenfalls nehme ich Korrekturen und sonstigen Senf zu dieser Liste gerne an. Meine E-Adresse steht unten. Gut gegen Markt-Mystisches ist das Goldman-Sachs-Glossar und das Glossar vom Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Nützlich für uns Nichtmerikaner ist auch eine Warenzeichenliste der Uni Mainz. Allgemeine Übersetzungsfallen beschreibt Stefan Winterstein.

accrued dividend Gewinnvortrag
annual dividend Jahresausschüttung
Arpu average revenue per user, Umsatz je Kunde
asset management Anlagen-, Vermögensverwaltung

barrel

ist einfach ein Fass, bei Öl zu 159 Liter

basic

z. B. in basic earnings per share; bereinigt. Im Deutschen hier weglassen.

Betriebsergebnis

ist der Gewinn aus dem Betrieb, das Gesamtergebnis (Jahresüberschuss) kann höher sein, wenn z. B. nicht zum Betrieb gehörige Liegenschaften verkauft werden. Meist ist vor Steuern gemeint. (Engl.: operating result)

Bloc

Buy low on cash, ein Discount-Zertifikat

Cap

in Cap-Level, wörtl. Kappungsgrenze, Obergrenze des möglichen Gewinns einer Option oder eines nicht zinsgebundenen (»flottierenden«, “floating”) Kredits (“Floater”).

Capex

Capital Expenditure: Investitionskosten

Cash Contribution

(nicht Contribiution): Ebitda minus Capex, also operatives Ergebnis abzüglich der (Sach-)Investitionen

Cashflow

(auch: Cash-Flow; nach Duden bitte: Cashflow) Kapitalfluss, Kapitalflussrechnung, die verfügbaren Mittel. Das englische “Cash Flow” hat sich eingebürgert. Cashflow = Jahresüberschuss + Abschreibung auf Anlagen + Zuführung zu langfristigen Rückstellungen – Investitionen

CCPU

Cash Cost per User, Kosten je (Bestands-)Kunde (für Händlerservice, Zuschuss für ein neues Handy usw. in der Telekommunikation), s.a. CPGA

churn (rate)

(Kunden-)Abwanderungsquote, -fluktuation (Telekommunikation), ev. »Wechslerrate«, nicht wörtlich die Frequenz beim Butterstampfen ...

Controlling; Controller

Kostenrechnung und -planung, Rechnungswesen; Fachmann und -frau dafür. Der Controller ist der Leiter des Rechnungswesens, darf aber inzwischen als Controller stehen bleiben. Veraltete Form: Comptrolling mit mp

Corporate Governance

schlecht übersetzbar, inhaltlich Unternehmensführung und -überwachung (aus Sicht der Besitzer). Hier einige englische Definitionen. Der bundesministerielle Corporate-Governance-Kodex (bitte mit Bindestrichen durchketten!) konkretisiert: »Leitung und Überwachung deutscher börsennotierter Gesellschaften. (Unternehmensführung)«. Ich empfehle den Artikel »Mitbestimmung und Corporate Governance, die deutsche Mitbestimmung auf dem Prüfstand, von Florian Schilling, FAZ 26.11.1.

CFO

Chief Financial Officer, Leiter (Direktor, Geschäftsführer) Finanzen

CPGA

Cost per Gross Addition, Kosten je (Brutto-)Neukunde (für Handyzuschuss, Händlerprämie usw. in der Telekommunikation), s.a. CCPU, churn

CY

Current Year, heuer, im laufenden Jahr

DCF

Discounted Cash Flow, Barwert. Künftige Ab- und Zuflüsse werden mit einem Zins- und Risikoaufschlag abgezinst (“discounted”).

diluted

heißt »verwässert« und wird dann gebraucht, wenn die Ergebnisse je Aktie zum Beispiel wegen Aktiensplit oder Kapitalerhöhung nicht mehr vergleichbar sind. Der Gewinn ist dann der »verwässerte Gewinn«, im Gegensatz zum »unverwässerten« oder »Basis«-Gewinn. Die Verwässerung wird mit dem gewichteten Durchschnitt der Anzahl Aktien gerechnet, eine Verwässerung gegen Ende des Geschäftsjahres ist weniger dramatisch als eine zu Beginn.

Dividendenrendite

eine Prozentzahl = (Bar-)Dividende × 100 / Börsenkurs

convertible

umtauschbar, konvertierbar; Wandel ..., z. B. Wandelanleihe

debenture

(Teil-)Schuldverschreibung, Anleihe, Obligation

duct tape

(wörtlich »Dukt-Band«) festes, breites, klassisch silberfarbenes Klebeband für Lüftungsrohre (Dukte), deutsch Klebstreifen, ev. Leukoplast, vielfach nützlich. Duct tape ist angeblich ein Warenzeichen, bei und auch als Gaffa-Tape zu haben.

Due Diligence

mit »gebührender Sorgfalt« durchgeführte Prüfung eines Unternehmens, das gekauft werden soll (siehe z.B. und und)

DVFA-Ergebnis

Gewinn nach Rechenregel der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung

Ebita, Ebitda

(Betriebs-)Gewinn (oder Verlust) vor Firmenwertabschreibungen; (Cash-)Ergebnis vor Zinsen, Steuern, (Zu- und) Abschreibungen (Earnings before interest, taxes, [depreciation] and amortization [Goodwillabschreibungen]), siehe z.B. und z.B.

Ebitdaso

Ergebnis (Gewinn) vor Steuern, Zinsen, Zu- und Abschreibungen, Mitarbeiterbeteiligung (Earnings before interest, taxes, depreciation, amortization and stock options)

EBT

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, Gewinn (Earnings Before Tax)

EKR

Eigenkapitalrendite; Konzernergebnis durch Eigenkapital, das Ganze mal hundert

EKQ

Eigenkapitalquote; Eigenkapital durch Bilanzsumme, das Ganze mal hundert. (»Über dreißig Prozent und das Unternehemen ist gesund ...«)

EM

Ebit-Marge; Ebit durch Umsatzerlöse, das Ganze mal hundet. Siehe ROS, Umsatzrendite.

EPS

Earnings per Share; Gewinn je Aktie, Ergebnis je Aktie

Ergebnis, Erlös

Gewinn

equity

Eigenkapital, Marktwert, auch (Stamm-)Aktie, Risiko- oder Diviedendenpapier

EVA

Economic Value Added, Geschäftswertbeitrag, der erwirtschaftete Vermögenszufluss

fairness opinion

so etwas wie eine faire, neutrale Meinung. Nach Ersnt & Joung: »Ein Bericht zuhanden des Verwaltungsrates, der zur Angemessenheit des Aktienaustauschverhältnisses oder des Kaufpreises einer Transaktion (Fusion und Ausgabe neuer Aktien, Rückkauf von Aktien und Going Private) Stellung nimmt.«

GAAP

Generally Accepted Accounting Principles (Grundsätze ordentlicher Buchführung) eines Landes, als “US-GAAP” meist Bilanz nach US-Modell, Pflichtübung für in USA notierte Werte.

Gewinn

siehe Ergebnis, Betriebsergebnis, Jahresüberschuss. Ich finde, man darf ruhig über »Gewinn« schreiben, Laien verwechseln Ergebnis mit Umsatz, Gewinn nicht.

Gender ...

... Budgeting, Mainstreaming, siehe GM

GM

Gender Mainstreaming, wörtlich etwa: Schwimmen mitten im Strom der Gechlechter, polemisch: Feminismus fein veredelt, positiv: geschlechterdisaggregiertes Vorgehen, etwa beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Goodwill

Nach dem Kauf eines Unternehmens abzuschreibende Differenz zwischen Kaufpreis und Buchwert (Substanzwert, genaue Definition hier, Beispiel). Gelegentlich werden zum Trost Betriebsergebnisse »ohne Goodwill-Abschreibung« angegeben, siehe Ebitda. Bei einer Unternehmenszusammenführung (Merger) »unter Gleichen« (of equals) tritt kein Goodwill auf.

gross margin

Bruttoergebnis, Betriebsergebnis, Gewinn vor Steuern (Handelsspanne)

hedging

von »Hecken bauen«, Absicherung gegen Währungskursschwankungen. Natürliches Hedging: Dort Verkauftes auch dort herstellen. Finanzgeschäfte: Termin- und Optiongeschäfte mit den Währungen. Bei Termingeschäften muss man dann den festgelegten Umtausch machen, bei Optiongeschäften kann man das.

heuer

für alle deutschen Nordlichter: in diesem Jahr

hockey stick

wörtl. Hockeyschläger. Gemeint ist das plötzliche Ansteigen einer (Umsatz-)Kurve, wie der Griff des Schlägers aus dem flachen Schlagbrett herausragt.

Hockeyschläger

IAS

International Accounting Standards, www.IASC.Org.UK

IBT

Income Before Tax; Betriebsergebnis, -gewinn, Bruttoergebnis, -gewinn

in 2004

»im Jahr 2004«, aber nicht »in 2004« im Deutschen!

inch

Abkürzung manchmal ", deutsch: Zoll, 2,54 cm

incumbent

ursprünglich der Amtsinhaber, Alteingesessene, Etablierte, heute ist oft der »Platzhirsch« unter den Anbietern gemeint ...(»traditionelle Lieferant«)

Investor Relations

Anlegerpflege, Anlegerbetreuung, Anlegerbeziehungen

IPO

initial public offering, (öffentliche) Ersteemission, Börsengang

IRR

initial return rate, Anfangsamortisierung, kann aber wohl auch bei Umfragen die Zahl der sofortigen Antworten bedeuten (Anfangsantwortrate, spontane Antwortrate). Beispiel: These differences were present in the initial return rate (27.6% vs. 53.2%) and in the rate after a reminder letter (51.3 vs. 72.7%.

Jahresüberschuss

ist der Gewinn nach Steuern, sonst siehe Betriebsergebnis

KCV

Kurs-Cashflow-Verhältnis, Aktienkurs durch Finanzüberschuss

KGV

Kurs-Gewinn-Verhältnis, Aktienkurs durch Gewinn je Aktie

legacy systems

Wir kennens vom »Legat«, dem Vermächtnis. Das beschönigende Modewort meint Altsysteme.

Letter of Intent

Vorvertrag, schriftl. Kaufzusage, Absichtserklärung, s. a. MoU

LRS

Lifetime Revenue per Subscriber, Teilnehmer-Gesamtumsatz bis zu dessen Aus- bezw. Hinscheiden (Telekommunikation)

Merger

Unternehmenszusammenführung, Fusion, Verschmelzung »unter Gleichen« – engl. Wort in Fachtexten stehen lassen. (Sonst ist’s eine Übernahme, Akquisition, ein Kauf mit Goodwill und Goodwill-Abschreibungen.)

MDP

monthly dividend plan, monatliche Dividendenausschüttung

MoU

Memorandum of Understanding, gemeinsame Absichtserklärung, ev. Rahmenvertrag. Ein “Letter of Intent”, s. o., ist wohl weniger, ein “Agreement” mehr.

NDA

non-disclosure agreement, Vertraulichkeits-, Geheimhaltungsvereinbarung

networking

nichts Technisches: Ausnützen einer Gelegenheit für geschäftliche Erstkontakte, sozusagen Single-Party oder Fünf-Uhr-Tee für Manager

note

»Note«, Schuldverschreibung, Anleihe, Finanztitel

operating margin

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (»operative Spanne«, »Marge«, Überschuss)

operating result

siehe: Betriebsergebnis

Opex

Operating Expenses: Betriebskosten, laufende Kosten

PbT

Profit before Tax, Gewinn vor Steuern, Bruttogewinn

P/CF ratio

Kurs-Cashflow-Verhältnis, KCV (Kurs einer Aktie durch Cashflow je Aktie)

P/E ratio

Kurs-Gewinn-Verhältnis, KGV (Kurs einer Aktie durch Gewinn je Aktie)

PEG

Price Earnings to Growth Ratio, Kurs-Gewinn-Verhältnis durch Wachstumsrate des Gewinns.

Purchasing Index

Kauftkraftindex

R&D

research and development, Forschung und Entwicklung (F&E)

revenue

Umsatz

Roce

Rendite auf das eingesetzte Kapital, Gesamtkapitalrentabilität
(Return on Capital Employed)

ROI

Kapitalrendite (Return on Investment)

rolling forecast

wörtlich: rollierende Prognose, (periodisch) fortgeschriebene Vorausschau, beispielsweise jeweils monatlich für das laufende (Rest-)Geschäftsjahr oder für die kommenden zwölf Monate

RONA

Nettorendite (Return on Net Assets)

ROS

Umsatzrendite (Return on Sales)

sales

am. für Umsatz, etwas umgangssprachlich, im Englischen bitte revenue verwenden

score

heute: Punktzahl, Treffer usw., historisch: zwanzig, etwa beim Schaferlzählen; z. B. fourscore oder four score = achtzig

SG&A

sales and general administration, Vertriebs- und Verwaltungskosten

Shareholder Value

der Wert für die Aktionäre, konkret der Aktienkurs.
»Shareholder Value« im Deutschen so stehen lassen.

SME

small and medium sized enterprises, (kleine und) mittelständische Unternehmen (»KMU«)

Split, Aktiensplit

deusch bitte auch mit einem t (Splitt sind Steinchen)! Aufteilen von Aktien in »neue« Aktien mit kleinerem Nennwert, z. B. im Verhältnis »drei zu eins«, schöner: »drei für eine«. Ein möglicher Gewinn ist danach (siehe:) diluted, verwässert.

subordinate ...

nachrangig, -e, -es

turnover

engl. für Umsatz, bitte im Englischen vornehmer revenue verwenden

USP

unique selling proposition, Alleinstellungsmerkmal

WACC

weighted average cost of capital, gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten

windfall profit

Zufallsgewinn (-geschäft), »unverhofftes«, unerwartes, ungeplantes Geschäft (genaugenommen: Gewinn), s. Wikipedia

yoy

year on year, im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres

ytd

year to date, bis heute (im Geschätsjahr)

zero bond

zinslose Anleihe


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