Sakko – und keiner regt sich auf.

   Der Rock, am Tage angehabt,
   er ruht zur Nacht sich schweigend aus,
   durch seine hohlen Ärmel trabt
   die Maus.

Ein kurzes Zitat, der erste Satz aus einem Gedicht von Christian Morgenstern. (Es lohnt sich weiterzulesen.)
   Was zeigt es uns? Dass man früher nie und nimmer zu einem Rock – dem Rock eines Herren natürlich – »
Sakko« gesagt hätte. Diese Unsitte muss so um die 1960er-Jahre aufgekommen sein.
   Dergleichen verquere Fremdwörter sind noch keinem Sprachreiniger aufgefallen.
   Geht es noch etwas »deutscher« zu, etwa beim Wandel von »nagelneu« in »brandneu«, dann scheint überhaupt niemand zu merken, dass der feurige neue Ausdruck direttissime aus dem Amerikanischen kommt, wo ein Brand eben kein Feuer oder Feuerwasser sondern eine Marke ist, weil sie der leidenden Kreatur auf den Hintern gebrannt wird, ursprünglich im Wilden Westen. Wer sich deutsche Sprache aufmerksam ansieht, der findet viele Fälle, in denen durchaus vernünftige deutsche Wörter außer Mode gefallen sind. Und keiner regt sich auf. Sprache wandelt sich eben, manchmal zum Besseren, Praktischeren, zum Kürzeren, Knackigen, manchmal arg zum Geblähten – man denke nur an die Technik, die von der Technologie abgelöst wurde (wohl seit Deutschland darin höchstens noch in Sprüchen führt).
   Jede Aufregung, dass mancher flapsig von »Kids« redet, wenn er die heutige Jugend meint (»Kinder« sind’s ja wohl nimmer), jede künstliche Echauffage über Amerikanismen kann mir gestohlen bleiben. Wir haben immer schon Wörter von sonstwo hergeholt.
   Der Wahrig meint, das (österreichisch und fachsprachlich) oder der (bundesdeutsch) Sakko sei eine italianisierende Bildung des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu Sack, nach dem amerikanisch-englischen Vorbild sack, »lose sitzender Rock«. Besonders edel ist das nicht, jedenfalls weniger, als es die verquere Schreibweise vorgibt. Da wäre Jackett noch stilvoller gewesen.
   Am besten, man setzt die Wörter bewusst ein, alle, auch die fremden, und konzentriert sich ansonsten auf den Stil. Der ist nämlich eher das Problem.

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