Virtuell
»Nicht wirklich«
Wirklich nicht? Nicht wirklich? Man muss wirklich nicht jede Floskel nachplappern. Besonders Floskeln, die kein Bild ergeben, die meide man – »wie die Pest«.
Wie dir Pest kann man was meiden, ja, sich fernhalten. Aber ... »nicht wirklich«? Diese Modefloskel, so etwa aus dem Jahr 5, sagt doch wirklich nichts, ist nichts als vielleicht ein betontes Nicht. Wörtlich wäre »nicht wirklich« wohl virtuell, wär zum Schein, scheinbar. Gemeint ist aber meist doch, wirklich, real, aber halt nicht dauerhaft, nicht fest, nicht sicher. Dann sage man dies!
»Er hat seine Frau nicht wirklich betrogen« – ja was denn? Da hat ers vermutlich, bloß, dass wirs so ernst nicht nehmen.
»Die Frage scheint nicht wirklich gelöst« – noch dümmer, denn Fragen löst einer nicht, er mag sie beantworten oder nicht (können). Eine Frage löst sich nicht auf in nichts, in Luft, in der Antwort wie Aspirin im Wasserglas.
Sehen Sie: Das Bild müssen Sie sich ansehen! Das sprachliche Bild vor Augen, werden der Satz, der Text besser, anschaulicher. Also: Stimmt das Bild? Gibts das?
Und da gibt es ein »nicht wirklich« wirklich nicht. Nicht wirksam – ja, das ist eine Red’. Aber »nicht wirklich« lasse man schnell wieder in der Kiste schlecht sitzender Modefummel vermotten.
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